Psalmenkonzert von Lyra Musica und St. Cäcilia in der Eisenbacher Pfarrkirche
Im Spannungsfeld von Jubel und Klage
Eisenbach. Ein besonderes Konzert hatte der Eisenbacher Gesangverein Lyra mit seinem Ensemble Lyra Musica
angekündigt. In der Pfarrkirche St. Johannes standen die Eisenbacher und der Gast-Kirchenchor St. Cäcilia
aus Großwelzheim unter dem Titel "Jubilate Deo" am Sonntag mit einem Psalmenkonzert auf der Bühne.
Beide Chöre dirigierte Martin Hock; einführende Worte und Erklärungen zu den Musikstücken sprachen
Rita Heßberger vom Gastchor und Rosemarie Weisheit von der Lyra. Das Programm spannte einen Bogen
vom sakralen Chorgesang des 16. bis hin zum 21. Jahrhundert. Verschnörkelte Tonfolgen der
Renaissance, prachtvolle Melodien der Romantik und moderne, avantgardistische Kompositionen fanden
ebenso ihren Platz wie die populäre Musik der Gegenwart.
Das Gesangs-Ensemble Lyra Musica
Nicht nur verschiedene Musikepochen, sondern auch der Gegensatz von Jubel und Klage, wie er sich in
verschiedenen Psalmen ausdrückt, standen einander gegenüber. Das gemäßigte Tempo der getragenen
Komposition von Orlando di Lasso zum Psalm 130 ("Zu dir von Herzensgrunde ruf ich aus tiefer Not")
interpretierte Lyra Musica sehr sensibel. Auf der anderen Seite wirkte das Cantate Domino (Psalm 96)
nach der Musik von Hans Leo Hassler - vorgetragen vom Kirchenchor St. Cäcilia - wie fröhliches
Glockengeläut, das den Jubel weit in die Welt hinaus tragen soll.
Moderne Musik gemeistert.
Beide Chöre meisterten auch die schwierigsten Passagen, die ihnen die moderne Musik abforderte. Nahezu
brachial wirkte "Preist den Herrn" von Bertold Hummel. Dirigent Martin Hock hatte die Cäcilia-Sänger gut
darauf eingestimmt. Mal jubelnd laut, mal verhalten fröhlich interpretierten sie den Satz des Würzburger Musikprofessors.
Kirchenchor St. Cäcilia Großwelzheim
In Teilen fast schon dissonant mutete die Komposition von Heinz Martin Lonquich zu Psalm 42 und 43 an.
Der Titel "Wie der Hirsch nach frischem Wasser" forderte Lyra Musica wegen der komplizierten Tonfolgen
und Taktwechsel ein besonderes Gespür und hohe Musikalität ab. Mit sicherer Hand von Martin Hock
geleitet, meisterten die Sänger auch die schwierigsten Stellen. Sehr melodisch präsentierte und zum Mitklatschen animierte das hebräische Stück "El Haderech" nach
einer Melodie der israelischen Popsängerin Nurit Hirsch. Den Chorsatz von Tova Parat trug Lyra sehr
temperamentvoll vor; ebenso den Gospel "Lay your Load on me", der trotz mangelnder männlicher Stimmen musikalisch sehr farbig wirkte.
St. Cäcilia und Lyra Musica gemeinsam
Zum Abschluss fanden sich beide Chöre zu einem Klangkörper zusammen. Mit einem erfrischenden und
voluminösen "Im Jubel ernten, die mit Tränen säen" (Psalm 162) nach der Musik von Thomas Quast
endete ein bemerkenswertes Konzert, das in seiner Art wiederholt werden sollte.
Ruth Weitz |